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Eliseo Alberto: «Rapport gegen mich selbst» Staatssicherheit versus Literatur


Informe Contra Mi Mismo - Der Bericht gegen mich selbst  
   
Für alle, die es leid sind, triviale kubanische Literatur wie des regimetreuen Kollegen Padura zu lesen. Oder die etwas einseitigen Geschichten von Valdez oder Gutiérrez.

Dies ist die Geschichte von Eliseo Alberto, einem bekannten kubanischen Schriftsteller, welcher eines Tages von der kubanischen Staatssicherheit gebeten wird, einen Bericht über seine eigene Familie zu verfassen.
Nicht nur er wird bespitzelt, sondern seine exilkubanischen Verwandten, welche Ende der siebziger das erste Mal zu ihren Verwandten zurückkehren.

Auch Eliseo wird bespitzelt. Die Staatssicherheit legt ihm mehrere Aktenordern vor, in dem klar wird, dass auch er im Visier ist und dass jeder seiner Schritte auf Genaueste beobachtet wird. Von seinen "Freunden". Von seinen Kommilitonen. Von seinen Nachbarn.

Als Alberto das Buch 1998 veröffenlicht, verbieten ihm die Behörden die Wiedereinreise. Seitdem lebt Alberto in Mexiko.

Das Buch ist in Spanisch und in Deutsch erhältlich. Es lohnt sich übrigens, die spanische Version zu lesen. Alberto ist ein absolut brillianter Könner seines Fachs. Die Sprache ist einfach, aber dennoch brilliant und subtil, seine Themen vielfältig und betreffen die ganze kubanische Gesellschaft.

Ein weiteres interessantes Buch von ihm, ebenso brilliant ist "Caracol Beach" welches den Amoklauf eines verwirrten kubanischen Angolaveteranen schildert.

Hier zunächst die Rezension aus der NZZ, danach sein Prolog zu seinem Buch "Informe Contra Mi Mismo"


Neue Zürcher Zeitung
Lebenszeugnis mit Folgen

Eliseo Alberto: «Rapport gegen mich selbst»
«In Kuba ist die Politik überall, nur nicht in der Politik.» Der Kalauer des kubanischen Historikers und Literaturkritikers Rafael Rojas lässt sich durchaus auf den Inhalt wie auch auf die Begleitumstände des Erscheinens von «Rapport gegen mich selbst» übertragen. Dessen Verfasser, der 1951 in Havanna geborene Eliseo Alberto, gehörte in den achtziger und frühen neunziger Jahren als Journalist, Literat und Drehbuchautor (u. a. «Guantanamera») zu den geschätzten und anerkannten Figuren des kulturellen Lebens auf

der Insel. Über mehrere Jahre pendelte er als «temporärer Emigrant», wie so viele andere seiner Landsleute, zwischen Kuba und dem Ausland – vornehmlich Mexiko – hin und her.

Mit dem Erscheinen von «Rapport gegen mich selbst», der 1997 im Original («Informe contra mí mismo») von einem spanischen Verlag publiziert wurde, hat sich dies grundlegend geändert; die kubanischen Behörden verweigern seither dem Schriftsteller die Erlaubnis, nach Kuba einzureisen. Eliseo Alberto teilt damit das Schicksal seiner bei uns wesentlich bekannteren Literatenkollegen Zoé Valdés und Jesús Díaz; auch sein Buch trägt den Stempel der «Dissidentenliteratur». Zu Unrecht. «Rapport gegen mich selbst», eine eigenwillige Mischung aus Autobiographie, politischem Essay, Briefroman und Pamphlet, ist keine hasserfüllte Abrechnung mit Castros bankrotter Diktatur wie Zoé Valdés' «Das tägliche Nichts» und auch kein bitterer Rückblick auf eine – durch die Mitarbeit im System – verlorene Jugend wie etwa Jesús Díaz' «Die verlorenen Worte». Eliseo Albertos «Rapport» ist vielmehr ein gelungener Versuch, die vergangenen vierzig Jahre der kubanischen Geschichte in ihrer ganzen Verworrenheit und Komplexität zu betrachten und dabei stets sich selber als Teil und nicht nur als Zuschauer des Dramas zu begreifen.

Ausgangspunkt von Albertos Buch ist das Jahr 1978. Damals durften erstmals seit 1959 wieder Exilkubaner besuchsweise auf die Insel zurückkehren. Die militärischen Vorgesetzten des Offiziers Eliseo Alberto, Sohn des berühmten Poeten Eliseo Diego, befahlen dem eingeschüchterten Reserveleutnant aus diesem Anlass, zuhanden der Staatssicherheit einen detaillierten Bericht über seine Familie und deren Kontakte nach dem Ausland zu verfassen. Mit dem Bekenntnis, nie besonders mutig gewesen zu sein, macht sich der Ich-Erzähler an die Arbeit. Auf den folgenden dreihundert Seiten vermischt Alberto dann in einer aus zwölf Kapiteln bestehenden Collage persönliche Anekdoten mit politisch-philosophischen Betrachtungen, verbindet Auszüge aus Briefen von Freunden aus Kuba und dem Exil mit der Erörterung historischer Ereignisse im «revolutionären» Kuba und mixt Slogans der Regierungspropaganda mit Textzeilen aus der populären Musik. Entstanden ist so ein durchwegs spannend zu lesender Text voller Witz und Wehmut, der stets auch durch seinen sprachlichen Rhythmus überzeugt.

Geri Krebs


Quelle:
http://www.kubaforen.de/t505745f11258-Informe-Contra-Mi-Mismo-Der-Bericht-gegen-mich-selbst.html



01.08.2011
Der exilkubanische Schriftsteller Eliseo Alberto auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2000. (Bild: picture alliance/dpa/Schmitt) 
 Der exilkubanische Schriftsteller Eliseo Alberto auf der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2000. (Bild: picture alliance/dpa/Schmitt)

Kubanischer Kritiker und Selbstkritiker

Zum Tod des Schriftstellers Eliseo Alberto

Von Peter B. Schumann

Mit seinem Buch "Rapport gegen mich selbst", in dem er eine kritische Bilanz der Diktatur Fidel Castros zieht, wurde Eliseo Alberto in Kuba zur Persona non grata. Der Bericht, in dem er sich auch selbst hinterfragt, wurde auf der Insel sofort verboten. Er starb im Alter von 59 Jahren im Exil in Mexiko.
"Rapport gegen mich selbst" hat er diesen fiktiven Rechenschaftsbericht genannt. Sein Ich-Erzähler hat ihn angefertigt, weil er verhindern will, dass sich irgendein Spitzel über sein Leben hermacht. Er lehnt die Revolution nicht ab, wirft aber ihren Führern und vor allem Fidel Castro vor, eine Diktatur durch eine andere ersetzt zu haben. Am Beispiel einzelner Schicksale beschreibt er die Folgen dogmatischer Politik, die Vernichtung künstlerischer Existenzen, die Marginalisierung von Oppositionellen und den Opportunismus bekannter Intellektueller. 

 http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/1519017/

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