1980. In der Republik El Salvador brach ein Bürgerkrieg aus.
Als das kleine Land immer tiefer in Chaos und Gewalt versank, organisierten linke, kommunistische und Friedensgruppen auf der ganzen Welt, insbesondere in Westeuropa, Solidaritätsdemonstrationen und Proteste. Der Krieg endete 1992. Rund 70.000 Menschen starben.
In Deutschland wurde unter dem Motto „Sieg oder Tod“ eifrig Geld für die Kampagne „Waffen für El Salvador“ gesammelt.
Während in Deutschland Spenden gesammelt wurden, erhielten Hunderte von Mitgliedern der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN),in einem geheimen Trainingslager südlich von Havanna namens „Punto Cero“ , militärisch -ideologische Ausbildung durch kubanische Militärberater (Spezialtruppen).
Die „Vorbereitung“ dauerte etwa 3-6 Monate. Die gefälschten Pässe für die Ein- und Ausreise der „Guerilleros“ wurden teilweise in der DDR hergestellt.
Die SED unterstützte auch die marxistische Befreiungsfront „Farabundo Martí“ mit Waffen und Materialien.
https://www.welt.de/geschichte/article119990899/Stasi-Auslandsspionage-Wie-Markus-Wolf-in-der-Dritten-Welt-Faeden-zog.html
Am 15. Januar 1988 genehmigte Stasi-Chef Erich Mielke eine Waffenlieferung an die FMLN im Gesamtwert von rund 1,5 Millionen Mark.
Für die genannten „Solidaritätssendungen“ war das Ministerium für Staatssicherheit unter Federführung der Hauptverwaltung für Aufklärung (HV A).
"Auf der Grundlage des Schreibens des Leiters der Abteilung Internationale Verbindungen des ZK der SED vom 02.12.1988 wurden durch die zuständigen Fachabteilungen des MfS die erforderlichen Prüfungen bezüglich der Bereitstellung der benötigten speziellen Materialien durchgeführt.
Im Ergebnis der Prüfung wird vorgeschlagen:SMG mit Munition: 20 Stück ,Pistolen mit Munition: 500 Stück ( wurde auf 36.000 erhöht) ,MPi KMS:100 Stück,MPi AKM 100 Stück, Patronen M 43 Stahlkern 70.000 Stück, Patronen M 43 Leuchtspur 1.800 Stück, Granatwerfer 82 mm 10 Stück, Granaten 82 mm 400 Stück, Mehrzweckabschußgeräte britischer Produktion 15 Stück, Reizkörpergranate 600 Stück.
Die Lieferung, die für den I. Quartal 1989 vorgesehen war, wurde ab Rostock bis Kuba mit einem Schiff der Deutschen Seereederei der DDR transportiert.
„Der Weitertransport ab Kuba erfolgt durch die Sicherheitsorgane Kubas und die Abstimmung wird über den Verbindungsoffizier des MfS in Havanna vorgenommen".
Stasi- Archiv MfS-BCD Nr. 2803
Am 11. April 1980 übergab der kubanischer Verbindungsoffizier in Berlin dem MfS- Minister einen Brief des kubanischen Innenminister Kubas, vom 14. März 1980, in dem dieser den DDR- Geheimdienst um Unterstützung bei der Herstellung von 500 Reisepässen der Republik El Salvador bat.
Am 14. April 1980 wurde das kubanische Innenministerium auf Befehl des Genossen Ministers dringend gebeten, einen mit den erforderlichen Materialien ausgestatteten Mitarbeiter der kubanischen Staatssicherheit in die DDR zu entsenden, damit die Spezialisten des MfS die Durchführbarkeit des kubanischen Ersuchens prüfen könnten.
Auf Grundlage der von den Spezialisten durchgeführten Prüfung wurde der kubanischen Seite mitgeteilt, dass das MfS helfen könne und dass die Auslieferung der Pässe für August 1980 geplant sei.
Stasi-Archiv ZAIG 5493
Christian Ströbele:
„Die taz Spendenaktion Waffen für El Salvador war vom ersten Tag an umstritten. Von den Kirchen über die Unis bis zur taz-Redaktion wurde heiß diskutiert: Geld für Waffen für den Befreiungskampf zu sammeln, ist das legitim, ethisch und politisch zu vertreten? Ich fand: ja. In El Salvador versuchte die Militärregierung mit USA-Unterstützung die Opposition zu vernichten; als ein fortschrittlicher Erzbischof vor dem Altar in seiner Kirche erschossen wurde, sagten wir: Es reicht! Nach elf Jahren, am 20.1.1992, wurde die Kampagne beendet, 4,7 Millionen Mark waren zusammengekommen. Zur Geldübergabe flog immer einer von uns rüber, mit 200 000 Dollar in Plastiktüten. Die Commandantes von vier Guerillagruppen zählten Schein für Schein und quittierten per Unterschrift. Ich glaube übrigens nicht, dass mit dem Geld Waffen gekauft wurden. Aber die Aktion „Mullbinden für El Salvador“ wäre keine gesellschaftliche Provokation gewesen“
Christian Ströbele, war Gründer und Justitiar der „taz“; und Abgeordneter der Grünen im Bundestag.
http://www.tagesspiegel.de/medien/waffen-schimmel-blanke-brueste/508152.html